Sonntag, 21. Dezember 2014

erster Quartalsbericht

Hallo ihr Lieben!

Tatsächlich haben wir jetzt bereits den ersten Quartalsbericht für unsere Entsendeorganisation bezev geschrieben - unglaublich, wie die Zeit verfliegt!
Wenn euch der Bericht auch interessiert, hier ist er:
 (wen es nicht interessiert, jetzt bitte nicht weiterlesen! ;) )





Zwischenbilanz                                                                              Cuenca, den 10.12.2014


Ich wache auf, in einem fremden Zimmer.
Ich öffne die Vorhänge und schaue auf eine fremde, lateinamerikanische Stadt.
Ich komme in die Küche zum Frühstück und lächelnde Gesichter begrüßen mich in einer fremden Sprache.
Das waren meine ersten Eindrücke, jeden Tag aufs Neue. Man kann am besten beschreiben, wie es sich anfühlt, ein einem fremden Land zu sein, wenn man auf die kleinen Dinge schaut: Die natürlichsten, alltäglichsten Dinge, die plötzlich anders und neu sind. Das Essen, das Wetter, die Sprache.
Es ist wie großes Geschenk und jeden Tag entdecke ich ein neues Detail, das ich bisher noch nicht wahrgenommen habe.

Meine ersten Wochen hier vergingen wie im Flug und bevor ich mich versah, war ich ein Teil der Familie und habe mit Laura, der anderen deutschen Freiwilligen, die Stadt erkundet. Cuenca ist eine wunderschöne, typisch südamerikanische Stadt. Sie ist mit ihren 277.000 Einwohnern nicht zu groß und nicht zu klein, wirkt in vielen Ecken ein bisschen unordentlich aber liebenswert und man fühlt sich sehr wohl und sicher hier. Natürlich haben wir jede Menge Sicherheitsanweisungen bekommen (die gesamte erste Woche war voll davon: Zuerst in unseren Gastfamilien, dann von unserer Mentorin Patricia, dann von der Direktorin in der Fundación und dann noch von ungefähr jedem, der uns über den Weg gelaufen ist), aber wenn man sich an die hält, lebt man sehr gut hier und da Cuenca viele Einwanderer aus den USA hat, sind die Cuencaner an Ausländer gewöhnt. Was zur Orientierung ziemlich beiträgt, ist auch die Einteilung der Stadt in Cuadras – quadratisch, praktisch, gut!
Der nächste sehr wichtige Faktor beim Einleben in eine fremde Kultur sind natürlich die Menschen mit denen man zusammenlebt. In meinem Fall handelt es sich hierbei um eine ecuadorianische Familie mit sieben Mitgliedern. Der „innere Kern“ besteht aus Mónica, meiner Gastmutter und ihren Eltern, die im zweiten Stock eines Hauses an einer der Hauptstraßen Cuencas wohnen. Unter uns, im ersten Stock wohnt Mónicas Bruder mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn (3 Jahre), der aufgrund der Arbeit seiner Eltern viel Zeit bei seinen Großeltern (also bei uns) verbringt. Das siebte Mitglied der Familie ist Mónicas Tochter, die gerade die Highschool in den USA beendet und mir so großzügigerweise ihr Zimmer (kleines Zimmerchen mit riesen Bett) für ein Jahr überlässt.
Da die Großeltern in Rente sind und eigentlich den ganzen Tag zu Hause bleiben, ist der Familienalltag hier ziemlich ruhig. Ich gehe mit Mónica zur Arbeit, wenn sie nicht gerade später Schicht hat und komme auch meistens mit ihr nach Hause, wo bereits fleißig gekocht wird. Meine ist eine leidenschaftliche und begabte Köchin und da sie ein paar Jahre an der Küste gelebt hat, wird hier viel Fisch, Meeresfrüchte und typische Küsten-gerichte gekocht – super lecker!
Die Abende sind hier an die allabendlichen Telenovelas angepasst, die nicht nur mit Begeisterung verfolgt, sondern auch lebhaft diskutiert und analysiert werden.
Meistens steht für mich und Laura abends auch noch Bailoterapia auf dem Programm, eine Initiative der Gemeinde Cuenca, die den Bewohnern kostenlose Zumba-Stunden in vielen öffentlichen Parks bietet. Für ausreichend Fitness ist also gesorgt – was bei dem leckeren und vielen Essen hier allerdings auch wirklich nötig ist!

Kommen wir nun aber zu dem eigentlichen Grund, warum ich hier bin: Die Arbeit.
Ich arbeite hier in der Fundación El Arenal, einer Einrichtung für Kinder in der Nähe des größten Markts in Cuenca (El Arenal), auf dem die meisten der Mütter unserer Kinder arbeiten. Die Kinder, die meist aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen, benötigen Unterstützung bei den Hausaufgaben und erhalten zwei Malzeiten (Mittagessen und Zwischenmalzeit am Nachmittag) bei uns. Oftmals geht es aber auch einfach nur um einen Platz, wo die Kinder nach der Schule hinkönnen. Ein Platz, der nicht das leere Zuhause ist, wo keiner auf sie aufpassen kann, da die Mutter beim Arbeiten ist. Ein Platz, der nicht die Straße ist, wo viele sich sonst herumtreiben würden und auf Abwege geraten.
Die Kinder sind in zwei Gruppen eingeteilt: Die Kinder, die nachmittags nach der Schule zu uns kommen und die Adolecentes (Jugendlichen), die Vormittags vor dem Colegio (das am Nachmittag stattfindet) in die Fundación kommen.


Für die Freiwilligen gibt es zwei unterschiedliche Arbeitspläne, mit denen wir uns im Wochentakt abwechseln: Der eine hat 37 Stunden, allerdings den Samstag inklusive und der andere hat 39 Stunden, nur unter der Woche. Die Arbeit macht superviel Spaß, trotzdem kann es, besonders in der 39-Stunden-Woche manchmal sehr anstrengend sein.
Laura und ich haben die Workshops unter uns aufgeteilt und mir ist der „kommunikative Workshop“ zugefallen: Hier arbeite ich mit Veronica, einer Lehrerin der Fundación, zusammen und wir üben mit den Kindern Text- und Hörverständnis. Meistens geben wir ihnen ein Beispiel oder eine Vorgabe (hier ist Kreativität und Spontanität gefragt: Puppentheater, Geschichten erzählen, ein Spiel,…), die die Kinder erst wiedergeben und dann in irgendeiner Form kreativ reproduzieren sollen.

Jeder Freitag für die Kinder und jeder Samstag für die Jugendlichen ist ein „día cultural“, an dem Ausflüge (zum Zoo, ins Schwimmbad, in einen Park,…) gemacht oder (einmal im Monat) ein Film angeschaut wird. Diese Ausflüge sind für die Kinder wirkliche Höhepunkte und obwohl es für die Betreuer (3 Lehrer, 2 Freiwillige, 50 Kinder) sehr stressig sein kann, lohnt es sich wirklich!
Im Moment bereiten wir außerdem ein Zeltlager für die Jugendlichen vor, das demnächst stattfinden soll.

Außerhalb der Arbeit hatten Laura und ich bereits viel Zeit, uns das Land anzusehen, und wir sind bereits wirklich herumgekommen: Die Küste, die Hauptstadt (Quito) und ein kleines Dörfchen in der Nähe des Dschungels haben wir bereits gesehen, aber auch hier in Cuenca gibt es einiges zu entdecken: Den Nationalpark Cajas, die umliegenden Dörfer oder natürlich die Stadt selbst, mit ihrem historischen Stadtkern.

Mittlerweile hat auch der Weltwärts-Tag stattgefunden, ein Treffen aller „weltwärts“-Freiwilligen, die sich gerade in Ecuador befinden. Dafür sind wir extra nach Quito gereist und haben das Wochenende dort verbracht. Es war wirklich interessant, die anderen Freiwilligen kennenzulernen und mehr über die Projekte zu erfahren, in denen sie arbeiten. Als ich allerdings dieses Haus voller deutscher Jugendlichen gesehen habe, ist mir erst bewusst geworden, wie sehr ich mich bereits daran gewöhnt habe, mehrheitlich Ecuadorianer um mich zu haben. Als ich auf einmal ein ganzes Wochenende lang fast nur deutsch gesprochen habe, wurde mir klar, wie sehr sich meine Ohren bereits an das Spanisch gewöhnt haben.
Es ist längst nicht mehr alles fremd für mich hier (wenngleich auch immer noch auf eine gewisse Weise neu), mittlerweile fühlt es sich eher wie zuhause an. Jeden Tag ein Bisschen mehr.

Ich wache auf, in meinem Zimmer.
Ich öffne die Vorhänge und schaue auf eine mittlerweile vertraute, lateinamerikanische Stadt.
Ich komme in die Küche zum Frühstück und meine Familie fragt, wie es mir geht (das wir Spanisch sprechen, nehme ich mittlerweile oft gar nicht mehr wahr).
Auf dem Weg zum Bus muss ich lächeln -  ich bin angekommen.


Donnerstag, 4. Dezember 2014

Campamento - Zelten der Sonderklasse

Dieses Wochenende waren wir mit den Jugendlichen der Fundación beim "Campamento" (Zeltlager) in Yunguilla. Es ist schon erstaunlich, dieses Land: Man fährt nur ca. 2h ein Bisschen aus der Sierra raus (Yunguilla liegt im Tal) und schon ist es zwei Jahreszeiten wärmer! Das ist für Urlaub zwar wirklich cool, um Zeltausrüstung, Feuerholz und Töpfe durchs Dickicht zu schleppen, ist die brütende Hitze allerdings suboptimal.
Als dann das Lager endlich aufgeschlagen, das Feuer angefacht und das Essen gekocht war, kam allerdings langsam richtiges Zeltlager-Feeling auf. Man konnte förmlich spüren, wie die Gruppe mit jeder Stunde mehr zusammenwuchs und im Laufe der zwei Tage konnten wir an jedem und jeder Einzelnen noch einmal ganz neue Seiten entdecken.

Endlich was zwischen die Zähne! In der Natur schmeckt alles gleich noch besser...
Zum Beispiel während einer Reflexion, bei der die Jugendlichen über die Arbeit ihrer Mütter gesprochen haben (die meisten Mütter arbeiten auf dem Markt oder ziehen mit ihrem Stand durch die Straßen - beides eine körperlich sehr anstrengende Arbeit) und über die Wertschätzung, die die Jugendlichen ihren Müttern dafür entgegenbringen (oder eben auch nicht). Das ist einer der vielen interessanten Aspekte in der Arbeit mit den Jugendlichen, denn während bei den kleineren die Lebenssituation noch nicht so explizit thematisiert wird, sind sich die Jugendlichen meistens ziemlich genau darüber bewusst, was sie ohne Unterstützung ihrer Familien erwarten würde. Viele wissen bereits, was arbeiten bedeutet, erzählen davon, wie sehr ein Tag auf dem Markt erschöpft und beinahe alle kennen die Straße und ihre Gefahren aus erster Hand.
Das sind die Momente, in denen ich begreife, dass ich die Situation der Jugendlichen nie wirklich verstehen kann, mit einem Hintergrund, der so anders ist als der ihre.
Und im nächsten Augenblick ist der Moment vergangen und sie benehmen sich wieder wie ganz normale Jugendliche, die auf einem Zeltlager endlich mal all ihre Energie rauslassen können.



Und wie jeder, der schon einmal an einem Zeltlager teilgenommen hat, weiß, sind es die Nächte, auf die es ankommt und die am meisten Spaß machen.
Da Laura und ich unter freiem Himmel geschlafen haben, hatte ich das große Glück, jede noch so kleine Regung und jedes Kichern live mitzubekommen und kann euch so einen minutiösen Bericht unserer Nacht liefern:

23:00 Uhr: Nach einer Runde Gruselgeschichten am Lagerfeuer werden die Jugendlichen jetzt langsam ins Bett geschickt.
23:30 Uhr: Natürlich ist noch keiner im Bett.
00:00 Uhr: Marco hat Geburtstag. Wir essen den (leider etwas zerdrückten) Kuchen, den Laura und ich mitgebracht haben.
01:30 Uhr: Nachdem die Jugendlichen es endlich in ihre Zelte geschafft haben, gehen jetzt auch die Betreuer schlafen.
bis 02:00 Uhr: Gekicher aus Zelt 1.
03:30 Uhr: María schleicht sich ins Zelt der Jungs. Sie ist sich sicher, dass sie nicht bemerkt wurde.
04:00 Uhr: María (kreischt): "Juaaaaan! Gib mir meine Haarspange wieder!"
                Juan: "Ich hab deine dumme Spange nicht"
                 María: "Wooo ist meine Spange??"
04:36 Uhr: Gekicher und Geflüster aus Zelt 2.
04:38 Uhr: Es kann jetzt nicht mehr von Geflüster, hier muss von Geschrei geredet werden.
04:45 Uhr: Aus Marcos Zelt dröhnt ein Schrei: "RUHE!!"
- Es herrscht ganze 10 Sekunden Stille -
04:46 Uhr: Das Gekicher geht wieder los.
05:30 Uhr: Die verlorene Haarspange hat urplötzlich enorm an Bedeutung gewonnen und wird lautstark mit allen Mitteln und in allen Zelten gesucht. ("Rückt sofort meine Haarspange raus! Und hey, mein Ohrring fehlt auch!")
06:00 Uhr: Die Gruppe, die fürs Frühstück eingeteilt ist, wird aufgeweckt, um die Töpfe zu spülen. Natürlich wachen auch alle anderen auf.
06:05 Uhr: Mit einem tiefen Seufzer steht Marco auf und tritt aus seinem Zelt.
06:15 Uhr: Einer der Jugendlichen stolpert über meinen Schlafsack und fällt mir fast ins Gesicht.
Ich stehe auf. Die Nacht ist vorbei.



Samstag, 1. November 2014

Colada Morada & Guaguas de Pan

01. November - el Día de los Difuntos.
Das ist hier nicht nur irgendein theoretischer Feiertag, bei dem man eben auf den Friedhof geht, nein, hier wird dieser Tag wirklich geradezu gefeiert!
Viele gehen auf den Friedhof, besuchen dort ihre Toten, oftmals in Begleitung von Livemusik.
Was diesen Tag aber eigentlich ausmacht, sind die typischen Speisen, die heute in keinem Haushalt fehlen dürfen:
Die Colada Morada mit Guaguas de Pan!
Da meine Gastoma eine begeisterte und sehr begabte Köchin ist, hatte ich das Glück, hausgemachte Colada Morada probieren zu dürfen! Bereits morgens erwartete mich in der Küche ein gigantischer Topf, in dem alle möglichen Früchte vor sich hin köchelten: Naranjilla, Babaco (Bergpapaya), Ananas, Brombeeren, Frutillas (Erdbeeren), Heidelbeeren und verschiedenste Gewürze von denen ich nicht einmal die Hälfte benennen könnte.
All das wird mit einer Art lila Maismehl gekocht und anschließend warm "getrunken" (ich wurde bereits vorgewarnt, dass "gegessen" vielleicht eher passend wäre, konnte es aber kaum glauben, bis ich selbst vor der Herausforderung stand, das zähflüssige Getränk mit den ganzen Früchten zu konsumieren ohne dabei entweder mich oder die Tischdecke komplett zu bekleckern).
Und natürlich darf zu der Colada Morada ein Guagua de Pan nicht fehlen! Hierbei handelt es sich um kleine Teigpüppchen, die in der Form kleinen Kindern (kichwa: guagua) ähneln. Sie schmecken süß, sind teilweise mit Marmelade gefüllt und mit Zuckerguss verziert - sehr lecker!

Übrigens: Ebenfalls typisch für diesen Feiertag ist der Regen, von dem wir heute auch reichlich abbekommen haben. :D

Guagua de Pan und Colada Morada in stilvoller "Happy Birthday"-Tasse :D

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Ecuador - Land der Extreme!




Wenn man Ecuador als Land der extremen Gegensätze bezeichnet (und das ist definitiv passend), dann ist Baños bei Ambato einer der Orte, wo man dies am Besten erleben kann: Die Gegensätze fangen schon bei der Anreise an, die einem erlaubt in nur 6h vom Arbeitsalltag in Cuenca hinein ins absolute Urlaubsfeeling zu reisen, dass sich spätestens dann einstellt, wenn man die wunderschöne Landschaft des in einem Tal gelegenen kleinen Dörfchens näher betrachtet, wo die Vegetation dank der Nähe zum noch immer aktiven Vulkan "Tungurahua"(Quechua: "brennender Schlund") prächtig gedeiht und schon mal einen Vorgeschmack auf den nicht mehr weit entfernten Dschungel liefert. Nicht umsonst wird Baños auch das "Tor zum Dschungel" genannt.
Weiter geht's mit den Extremen, wenn man sich nach Einquartierung im Hotel das Zentrum und die Touri-büros einmal genauer anschaut: Von Bungee Jumping bis Canyoning werden hier alle möglichen Extremsportarten geboten - klar, dass wir da sofort eingestiegen sind! 

Keine drei Stunden nach unserer Ankunft in Baños standen wir bereits (hauptsächlich vor Kälte ;) ) schlotternd am Abrund eines Wasserfalls und lauschten (angesichts der Höhe) hochkonzentriert den Instruktionen des Guides, der uns in die Basistechnik des Canyoning einwies. Dank der Neoprenanzüge sind wir nicht erfroren und das Bisschen Kälte hat sich mit jedem Wasserfall vor wunderschöner Kulisse, jedem gelungenen Abstieg, spätestens aber beim Aufwärmen mit Tee & Popcorn absolut gelohnt!


Bestärkt von diesem erfolgreichen Erlebnis haben wir uns sofort bei Rückkehr für das Bridge Jumping am nächsten Morgen eingetragen. Gesprungen wurde von der Brücke San Francisco, die mit 300m Fallhöhe angeblich die größte Bungeejump-Anlage in Südamerika sein soll. Auf jeden Fall ist es ein atemberaubendes Gefühl, auf der Kante der kleinen Plattform zu stehen, nach unten zu schauen und den Mann hinter sich runterzählen zu hören: 3 - 2 - 1 - SPRUNG !! 

 Wofür Baños aber eigentlich berühmt ist, sind seine Baños (= Bäder): Das Thermalwasser kommt direkt aus der Erde und ihm wird neben heilenden Kräften auch spirituelle Bedeutung beigemessen. Letzteres kann ich zwar nicht beurteilen, wenn man allerdings nach der Temperatur geht, würde man einen eher gottesferneren Ort als Ursprung vermuten - das Wasser ist wirklich kochend heiß! Vermutlich befinden sich aus diesem Grund direkt daneben die Becken mit dem kalten Wasser, in denen man sich abkühlen kann - zumindest, bis man merkt, dass es sich hierbei nur um Eiswasser handeln kann!
Ihr dürft gerne mal raten, um was für Temperaturen es sich gehandelt hat - Auflösung kommt mit dem nächsten Post! :D

                                                                                           Auflösung:   Bild Nr. 1: KOCHEND HEISS (43°C!!)
                                                                                                               Bild Nr. 2: EISWASSER (Kneippwassertemperatur)
                  

Montag, 29. September 2014

íLa practica hace al maestro!

"La practica hace al maestro" (= "Übung macht den Meister")! Dies gilt auch fürs Busfahren in Ecuador. Unser Wochenend-Besuch in Quito vom 19. - 22.09.  verlief weitgehend reibungslos und hat uns ein wunderschönes Wochenende beschert! Am Freitag nach der Arbeit losgefahren, kamen wir am Samstag morgen um 7:00 Uhr im Terminal "Quitumbe", in Quito an. Wir wurden von meiner ehemaligen Gastfamilie ("Schüleraustausch" 2011) sehr herzlich empfangen, die uns eingeladen hatten, das Wochenende mit ihnen zu verbringen. Da wir am Montag wieder in der Fundación sein mussten, haben wir in knappen zwei Tagen einen turistischen Schnelldurchlauf durch die Sehenswürdigkeiten von Quito unternommen:
rechts oben: Virgen del Panecillo
rechts unten: Ausblick auf Quito
Die Virgen del Panecillo, "la libertad" (Museum der Unabhängikeitskriege in Quito & Aussichtsplatform), den historischen Stadtkern, die "Calle de las siete cruzes" (= Straße der sieben Kreuze; Sieben Kirchen in einer Straße), typisches "quiteño-Essen", und und und. Letzteres kommt übrigens einer ausgewachsenen Geschmacksverirrung gleich: Dort wird tatsächlich KÄSE in die heiße Schokolade gebröselt! Im Gegensatz zu der Geschmacksverirrung der Küstenregion (--> Michelada!), schmeckt dieses traditionelle Getränk allerdings wirklich traumhaft, wenn man sich traut, es auszuprobieren! ;)
Als wir am Sonntag Abend dann erschöpft aber glücklich im Bus saßen, bemerkten wir den einzigen Haken unserer Reise: Die Zeit! Die war nämlich wirklich knapp bemessen, denn als wir (mit leichter Verspätung) um 7:30 Uhr morgens in Cuenca ankamen, hatten wir noch eine knappe halbe Stunde bis zur Personalbesprechung um 8:00 Uhr in der Fundación!
Schnell die Rucksäcke abgestellt, kurze Katzenwäsche & in den nächsten Bus gesprungen - mehr hatten wir nicht für einen 10-Stunden-Arbeitstag mit Übersetzungsaufträgen am Schreibtisch!
Aber angesichts des fantastischen Wochenendes war es das sowas von wert!
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz ganz herzlich bei meiner ehemaligen Gastfamilie für die Einladung bedanken, ihr seid mit der Zeit wirklich wie eine zweite Familie für mich geworden!

Empanadas und heiße Schokolade mit Käse




Nun möchte ich euch aber auch noch etwas über mein Arbeit berichten:
Letzte Woche haben wir endlich unseren lang ersehnten Arbeitsplan bekommen und demnach rotieren wir jede Woche. Es gibt eine Arbeitswoche mit 37 Stunden, inklusive Samstag und eine Arbeitswoche mit 39 Stunden, nur unter der Woche.
Der generelle Ablauf in der Fundación ist folgender:

8:00 Uhr: Die Jugendlichen (14 bis 16 Jahre) kommen zum Hausaufgaben machen in die Fundación, essen hier und gehen nach dem Mittagessen wieder, da für die meisten die Schule um 13:00 Uhr beginnt.
11:30 Uhr: Das Mittagessen wird in die Fundación geliefert (zu diesem Zeitpunkt sollte spätestens mit dem Herrichten des Speisesaals begonnen werden).
ab 12:00 Uhr: Die Kinder kommen nach und nach aus der Schule in die Fundación. Obwohl alle unterschiedlich weite Wege haben, schaffen sie es trotzdem jeden Tag, mehr oder weniger auf einen Schlag zu kommen. Von einer Minute auf die nächste ist der Speisesaal rappelvoll mit Kindern (ca. 65), die alle gleichzeitig Essen wollen (ein Mittagessen besteht immer aus Suppe, Hauptgang und Saft), Sonderwünsche anmelden ("bitte nur ein Bisschen, heute!", "Ich will viel Reis und wenig Salat!", Señorita, mehr Saft!") und Blödsinn machen, sobald man ihnen den Rücken zudreht.
14:00 Uhr: Beginn der Hausaufgabenbetreuung. Die Kinder sind nach Alter in drei Gruppen eingeteilt, die jeweils in verschiedenen Räumen von einem Erzieher beaufsichtigt werden. Wenn Hausaufgaben am Computer zu erledigen sind (was ziemlich häufig der Fall ist), stehen im Computerraum drei Maschinen zur Verfügung und wer mit den Hausaufgaben fertig ist (und das auch beweisen kann - die Kinder sind nämlich sehr kreativ, wenn es darum geht, sich durchzuschummeln), darf draußen mit den anderen spielen. Hierfür steht eine Spielzeugkiste zur Verfügung, aus der Spielzeug ausgeliehen (und wieder zurückgebracht!) werden darf.
15:30 Uhr: "Refrigerio" (=Zwischenmahlzeit). Unter Aufsicht teilen die Kinder selbst das Essen aus, spülen ihr Geschirr und hinterlassen den Speisesaal (im Optimalfall ;) ) wieder sauber.
16:30 Uhr: Je nachdem, wie lange das "Refrigerio" gedauert hat, fangen nun die "Talleres" (=Workshops) an. Den Kindern wird ein logisch-mathematischer, ein künstlerischer und ein kommunikativer Workshop geboten und die Gruppe wechselt jede Woche.
ab 17:30 Uhr: Die Kinder werden nach Hause geschickt. Manche, die einen weiteren Weg haben, sind schon nach dem Refrigerio gegangen, andere, die Geschwister in der Fundación haben, warten noch aufeinander. Es muss darauf geachtet werden, dass die Kinder auch wirklich auf direktem Wege nach Hause gehen und nicht noch auf der Straße vor der Fundación spielen oder herumalbern - hier wird es sehr schnell dunkel und die Gegend der Fundación ist dann nicht mehr die sicherste.
Um 18:00 Uhr ist dann spätestens Schluss, die Erzieher tragen ihre Stunden in den Computer ein, die Hausmeisterin kontrolliert noch einmal die Räume und schließt dann ab. Nach und nach verabschieden sich alle - "Hasta mañana!"




 PS. "Übung macht den Meister" gilt übrigens auch bei der Handwäsche! Ich kann es mittlerweile schon fast mit einer Waschmaschine aufnehmen - zumindest verschwinden bei mir auch schon einzelne Socken! ;)

Montag, 15. September 2014

(Familien)alltag

Mittlerweile (sind ja auch schon drei Wochen jetzt) hat sich hier ein Alltag eingependelt, daher kann ich euch jetzt mal etwas mehr über das Leben einer typischen ecuadorianischen Familie erzählen (in der ich nämlich gelandet bin).
Hier wird relativ zeitig aufgestanden und gefrühstückt: Kaffee & Brötchen (wo bei man am Brot sofort feststellen kann, dass man nicht in Deutschland ist; hier werden zwar in den Panaderias ("Pan" = Brot) alle Arten von Brötchen verkauft - mit Käsefüllung, mit Marmelade, klein, groß, rund, dreieckig,.. - aber auf die Idee, so etwas wie Vollkornbrot zu backen, ist offensichtlich noch niemand gekommen ;) ) und mit dem Frühstück beginnt der Futter-Marathon!
Da meine Gastoma eine leidenschaftliche Köchin ist, beginnt sie quasi direkt nach dem Frühstück mit Kochen und so um ein Uhr gibt es dann Mittagessen:
Fleisch (oft),
Salat (manchmal; wenn auch "Salat" hier etwas anders definiert wird als in Deutschland; sehr selten sieht man wirkliche Salatblätter im Salat ;) )
und Reis (immer! wirklich immer!)
An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass die ecuadorianische Küche wirklich unglaublich lecker ist und als kleine Besonderheit für den europäischen Gaumen wird hier zu jeder Mahlzeit ein (meist frischgepresster) Saft aus einer der zahlreichen Früchte gereicht. Ihr glaubt gar nicht, aus was man alles Saft machen kann! Von den auch in Deutschland bekannten Klassikern wie Orange, Mango oder Maracuja über Honigmelone und sogar Erdbeere (was dann irgendwie an flüssige Marmelade erinnert) wird hier wirklich alles zu Saft verarbeitet!
Nach dem Mittagessen ist dann immer ein wenig Zeit um noch etwas zusammenzusitzen, zu reden oder mit dem kleinen Nikolas (Enkel) zu spielen, der inzwischen von der Schule gekommen ist.
Dann - so gegen 16:00 Uhr - geht es auch schon weiter: Mit dem Kaffee. Da hier etwas später zu Abend gegessen wird, wird zur Überbrückung der langen Durststrecke zwischen Mittagessen und Abendessen noch eine kleine Zwischenmahlzeit eingeschoben (in der Fundación gibt es die auch), bis dann um sieben oder acht gemeinsam zu Abend gegessen wird.
Ihr seht also: Die Bailoterapia (von der Gemeinde initiierte, kostenlose Zumba-Stunden in beinahe sämtlichen Parks der Stadt), die Laura und ich inzwischen täglich besuchen, hat durchaus ihren Sinn, um nicht zu sagen: Notwendigkeit! ;)

Tatsächlich spielt Essen hier eine viel größere Rolle als in Deutschland. Nicht nur wird hier viel, gut und gerne gegessen, mit Mahlzeiten wird außerdem Gastfreundschaft ausgedrückt und während es für die Männer zwar den Marktwert steigert, ist es für die Mädchen hier beinahe obligatorisch, kochen zu können.
Spätzle "ecuadorianische Art"
mit Reis und Fleisch
Daher hat sich meine Gastfamilie auch sehr gefreut, als ich angeboten habe, mit ihnen Spätzle zu kochen, um die neue Spätzlespresse einzuweihen, die ich als Gastgeschenk mitgebracht hatte. Mit großer Neugier wurde ich zum Einkaufen begleitet und beim Kochen beobachtet und unterstützt, jedoch so ganz vertraut wurde der deutschen Küche noch nicht. Sicherheitshalber und "dass wir nicht verhungern" hat die Oma noch Fleisch und Reis dazu gemacht, als sie hörte, dass ich lediglich Kässpätzle mit Salat servieren wollte. Spätzle mit Reis! Ihr könnt euch vorstellen, wie sättigend dieser deutsch-ecuadorianische Mix war! Später mussten alle zugeben, dass Spätzle mit Salat auch gut ausgereicht hätten. :D

Am Wochenende gibt es dann einen kleinen Programmwechsel, denn Sonntags wird nach dem gemeinsamen Kirchgang meist auswärts gegessen.
Kirche hier ist sehr interessant, denn da die Liturgie natürlich mehr oder weniger dieselbe ist, fallen die kleinen kulturellen Unterschiede noch mehr auf: Es beginnt beim Kreuzzeichen, das hier (je nach Gründlichkeit) schon mal eine ganze Minute in Anspruch nehmen kann und geht weiter bei der Inneneinrichtung der Kirche, die mit viel Verzierungen, Bildern und Lichterketten in den schrillsten Farben eine ganz andere Ausstrahlung besitzt. Auch im Gottesdienst macht sich die Mentalität der Ecuadorianer bemerkbar, denn einerseits wird zum Beispiel Pünktlichkeit eher als "nice-to-have" denn als Pflicht betrachtet (übrigens ist es auch kein Problem, einfach aufzustehen und wieder zu gehen, wenn man nach eigener Einschätzung "genug Segen" empfangen hat - und sei es mitten in der Predigt), andererseits werden aber zum Beispiel die zwischenmenschlichen Aspekte viel herzlicher ausgelebt als in Deutschland. So wird sich beim Friedensgruß zum Beispiel nicht einfach nur die Hand gegeben, sondern mit Umarmung und Wangenküsschen "paz" gewünscht, während die Kinder nach vorne zum Pfarrer rennen und sich segnen lassen.
Nur die Sache mit der Sprache macht sich hier ziemlich deutlich bemerkbar, denn obwohl ich bereits das Vaterunser auf Spanisch gelernt habe, bekomme ich hier eine recht eindrückliche Vorstellung davon, wie es dem gemeinen Volk damals ergangen sein muss, als die Gottesdienste noch in Latein gehalten wurden - ich verstehe nämlich kaum etwas. Die Gemeinde spricht sehr schnell und leise, die Wortwahl ist eher altertümlich und der Pfarrer nuschelt etwas unverständlich ins Mikrofon. Alles in Allem also eine super Gelegenheit, meine Hörverstehens-Fähigkeit zu üben!

Eine weitere Gelegenheit hierfür war das Familientreffen, das am Wochenende bei uns stattfand. Sämtliche Cousinen (ca. 20) der Oma waren eingeladen und am Ende saßen an die 15 ältere Damen in unserem Wohnzimmer, die sich sehr schnell und sehr spanisch über den neuesten Klatsch & Tratsch austauschten und hin mir hin und wieder eine Frage zuwarfen, weswegen ich versuchte, dem Gespräch so gut wie möglich zu folgen. Zunächst wurde sich gegenseitig auf den neuesten Stand gebracht ("und habt ihr schon gehört? Sie hat jetzt einen Engländer geheiratet!"), dann wurde kurz darüber geredet, dass eine der Cousinen wohl ein wenig zugelegt hatte (das Thema "Gewicht" ist hier lange nicht so heikel wie in Deutschland. Ganz offen werden Leute darauf angesprochen, offensichtlich zugenommen zu haben und der Spitzname "Gordita" ("Dickerchen") ist keinesfalls böse gemeint und wird auch nicht übel genommen).
Wenn dann allerdings das Gespräch auf Politik kommt (und das kommt es hier früher oder später immer), dann geht es selbst im Kreis der Familie richtig rund! Da sich Ecuador gerade in einer Phase starker Veränderungen befindet, die sich quasi durch alle Berufsgruppen und Bevölkerungsschichten zieht, hat jeder eine Meinung zu dem Thema und hält damit auch nicht hinterm Berg.
Ich fand das Ganze sehr interessant, aber um den Hausfrieden zu wahren, wurde dann doch lieber das Thema gewechselt ;)

So, soviel erstmal zu meinem Alltag hier - bald gibts ein Update zum Thema "Arbeit"!

Montag, 8. September 2014

Schnitzeljagd & Strandgefühl

"Klar, das ist ganz einfach! Ihr steigt einfach erst in diesen Bus, dann hier in den um und dann,...", Soraya (Lauras Gastmutter) sitzt mit uns am Küchentisch, eine Karte von Ecuador liegt aufgeschlagen vor uns und wir beobachten ihren Zeigefinger, der langsam die Route von Cuenca bis zur Küste von Manabí entlangfährt.
Ein paar Stunden später sitzen wir bereits im Bus und legen ebendiese Strecke im Maßstab 1:1, also "in echt" zurück - Reisen geht in Ecuador (besonders zur Nebensaison!) nämlich ziemlich spontan!
Die Idee, einen Kurztrip an den Strand zu machen, kam uns am Mittwoch (da wir überraschender Weise diese Woche doch noch nicht arbeiten mussten) und am Donnerstag morgen um 5:00 Uhr in der Früh saßen wir dann bereits im Bus - und fuhren ins Blaue :)
Ein handbeschriebener Zettel mit Empfehlungen (Hotels, Strände, Restaurants, etc.) und eine Karte von Ecuador ersetzten uns Ortskenntnis & Navi und so kamen wir am Donnerstag Abend in einem kleinen Dörfchen namens "Crucita" an - und dort begann dann die Schnitzeljagd!
Kiosk- und Barbesitzerin Mónica
Als wir ankamen, fragten wir in einem Kiosk nach Empfehlungen für eine billige Bleibe für eine Nacht und die Besitzerin (eine gut gelaunte Frau mit wilden Locken) steckte uns kurzerhand in eines der lustigen Taxis (bestehend aus einem Motorrad mit angehängtem Wagen) und nannte dem Fahrer eine Adresse, worauf hin er uns (gratis!) zu einem süßen kleinen Hotel brachte.
Die Schnitzeljagd ging weiter, als wir vom Besitzer des Hotels (einem sehr netten älteren Herrn) Abends in ein Restaurant geschickt wurden, wo wir nach dem "capitan" fragen sollten, einem Bekannten des Hotelbesitzers. Auf unserem Weg von einer Station zur nächsten lernten wir auch den dritten Hotelgast (ja, es war eine sehr familiäre Atmosphäre, da kaum etwas los war) kennen, einen Osteopath aus Cuenca, der uns spontan anbot, am nächsten Tag mit ihm nach Manta und zum Strand zu fahren. Zu dem Zeitpunkt hatte uns das malerische Stranddörfchen bereits so in seinen Bann geschlagen, dass wir aus der geplanten einen Übernachtung einfach drei machten (was bei 12$ pro Nacht auch wirklich eine gute Wahl war!) und so jeden Morgen vor unseren Tagesausflügen mit dem "Doktor" (so wurde der Osteopath, der bereits Stammgast in dem Hotel war, von allen genannt) und dem Hotelbesitzer gemütlich frühstücken konnten.
von links nach rechts: Fernando (Hotelgast), Julio (Hotelbesitzer),
Rocky (Hund), Laura mit Kücken, Ich mit Welpe "Silvester"


Allerdings lernten wir in diesem idyllischen Dörfchen auch zum ersten Mal die Schattenseite des Landes (oder besser: der landestypischen Küche) kennen, denn mit einem Getränk, dass es auf meiner persönlichen Liste der ungenießbarsten Getränke sofort auf Plat #1 schaffte, mussten wir die erste, ja, man könnte sagen, schmerzvolle Erfahrung hier machen und die trug den Namen "Michelada"!
"Michelada" (Bier, Salz, Pfeffer,
Limone,
Aji/Tabasco)
Der Mix aus Bier, Salz, Tabasco und Limone jagt mir noch nachträglich einen Schauer über den Rücken - allerdings können Laura und ich stolz behaupten, ein ganzes Glas dieses spannenden Getränks bezwungen zu haben!
Und abgesehen von diesem ganz besonderen Geschmackserlebnis war das Essen am Strand wirklich lecker und wurde nur noch übertroffen von den Stränden selbst: Wir haben bei Tagesausflügen am Freitag und Samstag verschiedene Strände besucht - und waren von allen begeistert! Ob Touristen-Strand von Manta, wildromantisch-verlassener Strand "la boca" oder der Strand eines Hippie-Dorfes namens "Canoa" - jeder Strand hatte seinen eigenen Flair und Charakter und war auf seine Weise einfach wunderschön! :)

Die Rückfahrt wurde dann noch einmal zu einem kleinen Abenteuer, denn da Sonntag war, waren die Busse ziemlich voll und statt der geplanten Route (Crucita-Portoviejo-Guayaquil-Cuenca) wurde uns eine Fahrt über Santo Domingo empfohlen. Nichtsahnend kauften wir also die Tickets und setzten uns in den Bus. Erst als der Bus bereits losgefahren war, schlugen wir eine Karte auf - upps!
Entsetzt stellten wir fest, dass wir wohl kaum einen größeren Umweg hätten nehmen können (schaut euch die Strecke mal auf einer Karte an, dann wisst ihr, was ich meine!) Santo Domingo (was in der Nähe der Hauptstadt Quito liegt) fuhren wir ca. 4h in die falsche Richtung, um dann wieder 9h zurück zu fahren. Nach dem ersten Schrecken mussten wir dann aber beinahe über das kleine Missgeschick lachen, denn mit ca. 13h Fahrzeit hat diese Heimfahrt sogar unsere Anreise nach Ecuador getoppt! :D

Obwohl also streckenweise ganz schön chaotisch, waren wir uns dennoch einig: Der spontane Kurztrip zum Strand war eine sehr gute Idee gewesen!


Samstag, 30. August 2014

Rückblick & Aussichten


Schon geht meine erste Woche hier zu Ende und es wird Zeit für einen kleinen Rückblick:
In unserer ersten Woche haben Laura und ich uns hauptsächlich mit der Stadt Cuenca vertraut gemacht ("ubicarse" wir das hier genannt). Wir haben eine Tour mit dem Doppeldecker-Bus gemacht, der unter Anderem eine Aussichtsplattform anfährt, von der aus man eine wunderbare Aussicht auf die ganze Stadt hat!
Ausblick auf die Stadt

Desweiteren haben wir schon einige Cafés ausprobiert, einen Spanisch-Test abgelegt (um unseren aktuellen Stand zu evaluieren) und  unser Visum bestätigt.
Letzteres wurde für uns zu einem sehr lehrreichen Einblick sowohl in die ecuadorianische Bürokratie als auch in die ecuadorianische Hilfsbereitschaft. Die Bürokratie hier übertrifft die deutsche tatsächlich noch um ein Vielfaches, denn hier macht man seinen Papierkram grundsätzlich selbst, um anschließend weggeschickt zu werden, um einen Mappe für seine Unterlagen zu kaufen. Gesagt, getan. Kommt man dann zurück, hat all seine Unterlage farbig kopiert (jedesmal 0.25$) und pflichtbewusst eine schöne, dezente Mappe gekauft, wird man darauf hingewiesen, dass das Ministerium jetzt schließt und man doch bitte am Folgetag um 8:00 Uhr wieder kommen.
Also steht man am nächsten Tag um punkt 8:00 Uhr (deutsche Pünktlichkeit ;) ) im Ministerium - und ist erstmal allein mit den anderen Wartenden.
Die zuständigen Beamten trudeln erst Minuten später nach und nach ein - und dann geht das Chaos erst richtig los! Menschen aller Art & Sprachen tummeln sich auf engstem Raum und natürlich hat keiner eine Ahnung, wo er hin muss. Auf der anderen Seite zeigt sich hier auch die hilfsbereite Art der Ecuadorianer: So wird man zum Beispiel bereitwillig durch die halbe Stadt bis zur Polizei mitgenommen (ja, das Ämter-Pingpong ist auch hier eine weitverbreitete Praxis) und dort angekommen findet sich auch sofort jemand, der einen auf dem Rückweg wieder am Ministerium absetzt.
Alles in Allem also eine sehr interessante Erfahrung und wir waren sehr froh, als wir schließlich alles geschafft hatten!
Ich blicke zurück auf eine tolle Woche, in der ich viel Neues gelernt und spannende Erfahrungen gemacht habe und für die ich sehr dankbar bin!

Was die weiteren Aussichten angeht, so freue ich mich schon sehr auf nächste Woche - am Montag werden wir nämlich mit arbeiten beginnen!
Fluss "Tomebamba"




Die berühmte neue Kathedrale Cuencas






Sonntag, 24. August 2014

Bienvenida!



Nach gefühlten drei Tagen Anreise mit spannenden Stationen wie: "wie viel werden wir wohl für unsere zu schweren Koffer zahlen müssen?", "werden wir am Flughafen in Cuenca abgeholt werden (auch wenn wir es nicht schaffen, unsere Gastfamilien zu kontaktieren?)" und "warum werden wir beim Boarding aus dem Verkehr gezogen mit der Begründung, unser Flugangebot sei eigentlich nicht legal?" sind Laura und ich am Freitag Abend schließlich mit einer kleinen Verspätung und totmüde aber glücklich in Cuenca gelandet - und wurden sogleich von unseren Gastfamilien herzlich in Empfang genommen.
Noch am selben Abend wurde ich mit der Familie bekannt gemacht: Meiner Gastmutter, die ebenfalls im Projekt arbeitet, ihren Eltern, mit denen sie zusammenlebt und der Familie ihres Bruders, die gerade in die Wohnung unter unserer zieht.
Da die Tochter meiner Gastmutter in den USA studiert, wohne ich in ihrem Zimmer und habe daher ein eigenes, voll eingerichtetes Zimmer mit (juhu!) einem sehr großen Bett! :)

Am Samstag habe ich dann auch die Gastmutter von Laura kennengelernt, mit der wir abends in eine Bar gegangen sind, um Canelazo zu trinken, ein traditionelles Getränk das in der Sierra (= Hochebene) Ecuadors getrunken wird. Ähnlich wie Glühwein wird es heiß getrunken und schmeckt sehr süß, da es aus Aguardiente (ein Schnaps aus Zuckerrohr), Zimt, Nelken, Naranjillasaft und Wasser besteht.
Für den Heimweg hat Lauras Gastmutter mir ein Taxi gerufen, da es gefährlich sein kann, nachts allein durch die Stadt zu laufen und ich mich ja außerdem auch gar nicht auskenne. Letzteres wurde mir allerdings dennoch zum Verhängnis, denn leider habe ich erst im Taxi bemerkt, dass ich meine genaue Adresse gar nicht kenne (was kein Wunder ist, da eine Adresse hier eher eine ganze Wegbeschreibung ist, es wird nämlich nicht nur Hausnummer und Straße sondern auch die angrenzenden Straßen genannt)!
Also musste ich mich dem halb spöttischen, halb amüsierten Lachen des Taxifahrers aussetzen, während wir die Straße auf und ab gefahren sind, bis ich (endlich!) das Haus erkannt habe.
Ob und wie viel der Canelazo nun dazu beigetragen hat, wird wohl ungeklärt bleiben... ;)

Canelazo (vom sp.: "canela" = Zimt)

Donnerstag, 21. August 2014

leaving on a jet plane

"...my bags are packed, I'm ready to go..." 
- Naja, schön wärs! Die Sache mit dem Kofferpacken hat sich dann nämlich doch noch als ziemliche Herausforderung erwiesen. Klar, 2 Koffer á 16 kg klingt erstmal gar nicht schlecht - das ändert sich allerdings schnell, wenn man frau erst einmal damit beginnt, ihren Kleiderschrank auf 2x 16 kg herunterzuhungern (und eigentlich möchte man frau doch auch noch andere Dinge mitnehmen als nur Klamotten!). Plötzlich fallen einem tausend Gelegenheiten ein, bei dem das ein oder andere Kleidungsstück unverzichtbar wäre und längst nicht mehr getragene Teile scheinen auf einmal viel praktischer und schöner zu sein. Und schon beginnt der erbitterte Kampf gegen den altbekannten Gegner: Die Waage!
Ungerührt und erbarmungslos angesichts der wachsenden Verzweiflung des Packenden steht sie wie ein herzloser Unparteiischer am Ende jedes Kompromisses und Schummelversuchs und verkündet mit mahnenden schwarzen Ziffern: zu schwer!
Nach stundenlangem Ausprobieren und Aussortieren und unter Einsatz meines ganzen Körpergewichts zum Schließen der Koffer, war die Tat dann jedoch irgendwann vollbracht:
"...my bags are packed, I'm ready to go!"

Jetzt heißt es, zu Schritt 2 übergehen: "...I'm leaving on a jet plane..."
Und das bereits in ein paar Stunden!
Da Laura und ich unsere Sitze bereits reserviert haben und online eingecheckt, werde ich mein Heimatdorf heute in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen - Abschied von meiner Katze inklusive!
Ich bin schon sehr gespannt, was mich ab jetzt erwartet, denn jetzt geht es nach so langer Vorbereitungs- und Wartezeit endlich endlich los!

Den nächsten Post werde ich bereits von Ecuador aus schreiben & ich bin sehr gespannt, was ich euch über meine ersten Tage in Cuenca berichten kann!

hasta entonces!


Dienstag, 5. August 2014

Fast schon berühmt ;)

Ein ganz gewöhnlicher Samstagmorgen: Ausschlafen, Kaffee, die morgendliche Zeitung - und plötzlich das! Direkt von der Titelseite schaut mich plötzlich mein eigenes Gesicht an und hält stolz grinsend die Ecuador-Flagge in die Kamera. Wenige Seiten später erscheint dann der komplette Artikel - inklusive Spendenaufruf und Kontaktdaten!
Die Mitarbeiterin der Schwäbischen Zeitung, Nadine Ezerex, hat mein Interview von Donnerstag Abend in einen ziemlich gelungenen Artikel verwandelt und ich habe bis jetzt schon einige interessante Rückmeldungen bekommen, über die ich mich sehr gefreut habe.
Vielen Dank dafür!
Und alle, die den Artikel lesen (oder nochmal lesen) wollen, können dies jetzt online tun:



Montag, 4. August 2014

Jugend, Gott & Förderkreis

Ein ereignisreiches Wochenende liegt hinter mir (und meinen fleißigen Helfern!):

Am Freitag durfte ich das Projekt Feria Libre beim Abschiedsgottesdienst unseres Jugendpfarrers Martin Mayer vorstellen und die Kollekte dieses Gottesdienstes an bezev senden - dafür noch einmal vielen Dank an Martin & natürlich an alle, die gespendet haben! Es ist tatsächlich einiges zusammen gekommen... :)

Am Sonntag dann fand unser Jugendgottesdienst zum Thema "Wir brechen auf!" in der Friedenskirche statt. Hierfür möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei allen bedanken, die (mitunter sehr spontan!) mitgeholfen haben und ein besonderer Dank gilt natürlich Frau Schmogro, unter deren geistlicher Leitung das alles erst möglich wurde und der Jugendgruppe der Friedenskirche, die sich ganz spontan bereit erklärt hat, mit uns diesen Jugendgottesdienst auf die Beine zu stellen!
unsere kunterbunt zusammengewürfelte Band hat trotz weniger Proben für wunderbare Stimmung gesorgt!

Leider hatten wir wohl irgendwie das falsche Wetter bestellt, denn anstatt in die Strahlen gemütlicher Abendsonne getaucht zu werden, fiel unser geplantes Lagerfeuer buchstäblich ins Wasser!
Wir haben daher kurzerhand Brötchen aus unserem Stockbrotteig gebacken und es uns in der Kirche gemütlich gemacht - so hatten wir noch einen sehr gemütlichen Abend mit interessanten Gesprächen und *grins* auch einigen Spenden ;)

Beim Thema "Aufbruch" bietet sich natürlich die Noah-Geschichte an...

Dienstag, 29. Juli 2014

Kuchen für Ecuador!

Heute - genau 24 Tage vor meiner Ausreise - habe ich (mit tatkräftiger Unterstützung meiner Freunde!) an meiner alten Schule, dem Pestalozzi Gymnasium in der großen Pause einen Kuchenverkauf gestartet. Obwohl nicht groß beworben, haben doch viele Schüler und auch Lehrer guten Hunger & Spendewilligkeit gezeigt - und so war die Aktion ein voller Erfolg!
Es war außerdem schön, unsere alte Schule einmal wieder von innen zu sehen...
Ich möchte mich auch noch einmal ganz herzlich bei allen Kuchen- & Muffinbäckern bedanken, bei den Lehrern, die mich unterstützt haben und natürlich den Schülern, die fleißig Kuchen gekauft haben.
Ihr seid spitze!

Samstag, 31. Mai 2014

Kleidersammlung

Da ich für meinen Freiwilligendienst zur Unterstützung meiner Entsendeorganisation bezev (Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit. eV) auch einen gewissen Eigenanteil an Spenden sammle, habe ich bereits einige größere und kleinere Aktionen geplant, über die sich hoffentlich ein paar Spenden sammeln lassen.


Heute hat die erste größere Aktion für mein Projekt „Freiwilligendienst“ erfolgreich begonnen:
Eine Kleidersammel-Aktion, die im Kreise der Ministranten angefangen hat, an der sich aber schnell auch Freunde und Bekannte beteiligt haben.

All diesen fleißigen Kleiderschrank-Ausräumern  und tatkräftigen Freiwilligendienst-Unterstützern möchte ich hiermit noch einmal ganz herzlich danken!


Nachdem ich heute die meist vorbildlich in Säcke verpackten Kleider in Ummendorf und Umgebung eingesammelt habe und damit einen ganzen Hänger (!) füllen konnte, werde ich diese im Laufe der Woche zur Kleidersammlung nach Langenenslingen bringen und dort – hoffentlich – genug Geld bekommen, um ein weiteres Stück voranzukommen, in meiner Spendensammlung für Ecuador.

Dienstag, 27. Mai 2014

In 80 Tagen in die Welt!

Genauer gesagt: in 87 Tagen!
In 87 Tagen geht es für mich hinaus in die weite Welt, denn in genau 87 Tagen beginnt mein Freiwilligendienst in Ecuador!
Wie die Vorbereitungen laufen, worum es in meinem Projekt geht und was mich alles an neuen und spannenden Erfahrungen in Ecuador erwarten wird, das könnt ihr hier in meinem Blog verfolgen.
Seid "live" dabei und kommt mit mir auf nach weltwärts!


PS. Wenn ihr wissen wollt, was es mit "weltwärts" auf sich hat, oder ihr vielleicht gerade selbst überlegt, was ihr nach eurem Abitur machen wollt, lohnt sich ein Blick auf diese Seite:
weltwaerts.de