Montag, 5. Januar 2015

2015 - neues Jahr, neues Glück!

Silvester in Cuenca - nicht nur 6 Stunden später, sondern auch sonst ganz schön anders als in Deutschland.
Hier mal ein paar ecuadorianische Silvester-Riten im Portrait:

Die gelbe Unterwäsche:
Traditionell ist sie gelb, mittlerweile gibt es aber ganz verschieden Varianten (rot: Glück in der Liebe, gelb: Wohlstand,...). Eines haben sie aber alle gemeinsam: In der Silvesternacht getragen bringen sie Glück fürs neue Jahr.

Mit dem Koffer eine Runde drehen:
Eine "Runde" kann in diesem Fall eine Runde um den Tisch, im Raum, ums Haus oder um den Wohnblock sein, die Distanz spielt keine Rolle. Mehr die Symbolik: Mit einem Koffer am 31. Dezember eine Runde zu drehen, verspricht eine Reise fürs kommende Jahr.

Zwölf Münzen:
Zwölf Münzen, kurz vor Mitternacht über die Schulter geworfen, versprechen Wohlstand und Glück fürs neue Jahr.

Die zwölf Trauben:
Eines der bekannteren (da zB. auch in Spanien weit verbreitetes) Silvester-Ritual ist die Tradition der zwölf Trauben. Punkt Mitternacht wird mit jedem Glockenschlag eine Traube gegessen und im Geiste ein Wunsch formuliert - der dann im neuen Jahr in Erfüllung geht.

Das Verbrennen des "año viejo"
Definitiv die wichtigste Tradition zu Silvester hier in Ecuador: Jede Familie bastelt einen "viejo" ("año viejo" = altes Jahr), der symbolisch für das zu Ende gehende Jahr steht. Der viejo kann eine Person aus Märchen, Politik oder auch der eigenen Familie sein, der es in diesem Jahr nicht gut ergangen ist oder der man viel Glück fürs neue Jahr wünscht. Manchmal wird der viejo vor dem Verbrennen getreten (auch eine Art von Konfliktverarbeitung ;) ) oder mit ihm getanzt - aber auf jeden Fall wird die Puppe um Mitternacht auf der Straße verbrannt.
Natürlich können die Tage vor Silvester viejos in allen Formen, Farben und Größen auch für Geld erstanden werden und auch jedes Barrio (=Stadtviertel) hat seine eigene überlebensgroße Pappmaché-Puppe, die man bis Mitternacht im Zentrum der Stadt bewundern kann.

Als letzte, nicht ausdrücklich als Tradition definierte, aber doch viel praktizierte Aktion an Silvester folgt dann der Tanz ins neue Jahr hinein. Das Jahr 2015 begann für mich also mit traditioneller ecuadorianischer Musik, feuchtfröhlicher Stimmung und Tanz im Wohnzimmer der Nachbarn - nach diesem Auftakt bin ich mehr als gespannt, was das neu angebrochene Jahr sonst noch so für mich bereithält!

Meine persönliche "año viejo"-Galarie aus den Tagen vor Silvester









unsere "viejitos": eine meditierende Monica (meine Gastmutter),
ein Nicolas (mein kleiner Gastcousin) und ein Spiderman
Año Viejo eines Barrios:
Nett gemachte Anspielung auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Rio
PS: Bitte entschuldigt die Verspätung der letzten Posts, unser Internet hier hat beschlossen, sich eine Weihnachts-Auszeit zu gönnen.


"fröhliche Weihnacht überall..." - auch in Ecuador!

"Leise rieselt..." die Sonne durch meine Vorhänge und weckt mich am Morgen des 24. Dezembers in meinem Zimmer in Cuenca.
Ich stehe auf und richte mich für die Arbeit - nicht allzu viel Weihnachtsfeeling bis jetzt.
Wir arbeiten am 24ten Dezember, aber die paar Kinder, die in die Fundación kommen, verschwinden nach dem Mittagessen wieder in Richtung zu Hause und so beginnt unser kleines Team in der Fundación ein spontanes Weihnachtsessen zu kochen. Es gibt Ceviche (eine Art kalte Suppe mit Meeresfrüchten) und eine Art süßes Fettgebäck (ähnlich wie Fasnetsküchle) - langsam kommt Weihnachtsstimmung auf. Nicht die typische, weiße, ruhige Weihnachtsstimmung, die vom Schnee und Glühwein handelt, sondern eine fröhliche, warme Weihnachtsstimmung, die gutes Essen und Sonnenschein verspricht.

In sommerfestlichem Stil geht es dann auch auf der Familienfeier am 25ten weiter - Hängematten, gutes Wetter und Karaoke lassen mich Weihnachten mal ganz anders erleben. Außerdem besonders für mich: Eine rießen Familie! Eine Urgroßmutter mit 8 Kindern, alle mit ihren Familien - und zum Schluss ist die ganze Veranstaltung wie fast immer hier in einer kleinen Tanzveranstaltung ausgelaufen. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie hier gefeiert wird, denn obwohl die Basics überall dieselben sind (fröhliche Gesellschaft, gutes Essen, Musik,..), gibt es einige Details, die den Kulturunterschied deutlich machen.

Die Bescherung erfolgte dann am ersten Weihnachtsfeiertag abends, als wir von der Familienfeier zurückgekehrt waren im kleinsten Kreis. Es war wirklich schön und neben den Geschenken von meiner Gastfamilie habe ich mich auch sehr über das Päckchen meiner Familie gefreut, die mir auf diesem Weg ein paar weihnachtliche Grüße aus der Heimat gesendet haben - Dankeschön!